Kaum acht Monate nach der letzten Anpassung scheint die spanische Regierung eine erneute Anhebung des branchen- und stellenübergreifenden Mindestlohns in Spanien (Salario Mínimo Interprofesional, SMI) für 2020 vorzusehen. Scheinbar soll diese neue Maßnahme gegen alle Widrigkeiten umgesetzt werden, das heißt trotz der Neuwahlen und obgleich die Regierung zumindest bisher weiterhin im Amt ist.
Unbeschadet des politischen Kontexts ist es zweifelsfrei für die Vorhersage des Erfolgs und der Lebenserwartung jedweder Maßnahme unabdingbar, die Auswirkungen, die diese neue Anhebung des SMI für spanische Unternehmen bedeutete, zu betrachten.
Diesmal soll die Regierung eine Erhöhung des SMI auf 1.000 € pro Monat planen, wodurch Unternehmen im Vergleich zu 2019 um 100 € höhere Kosten pro Monat entstünden. Die Regierung plant den SMI im Laufe des kommenden Jahres um weitere 200 € zu erhöhen, wodurch der SMI auf insgesamt 1.200 € pro Monat anstiege. Folglich würde der SMI zuerst um 11 % und später um 20 % (wenngleich noch unklar ist, ob dieser Anstieg peu à peu oder auf einmal erfolgt) angehoben. Für Unternehmen würde das insgesamt einen monatlichen Kostenanstieg von 300 € im Vergleich zu 2019 bedeuten.
Es ist zwar noch zu früh, um Diese potentielle neue Maßnahme sowie die entsprechenden Prozentsätze und Zahlen als endgültig zu betrachten wäre verfrüht. Allerdings besteht kein Zweifel daran, dass ein Anstieg des SMI über die Produktivität eines Unternehmens hinaus dazu führen kann, dass Unternehmen ihre Kosten nicht mehr decken können, die monatlich für ihre Arbeitnehmer für Löhne und Gehälter sowie Sozialversicherungsabgaben anfallen, sodass Ihnen letztendlich nichts anderes übrig bleibt als (i) keine neuen Arbeitnehmer mehr einzustellen und/oder (ii) auf die Leistungen bestimmter, bereits angestellter Arbeitnehmer zu verzichten.
Eine erneute Lohnerhöhung kann laut Experten nur eines bedeuten: Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird gebremst. Betroffen wären in erster Linie kleine und mittlere Unternehmen (KMUs, in Spanien: PYMES); sie stellen den größten Anteil der spanischen Unternehmen. Ferner wurde für den Abbau von Arbeitsplätzen laut den jüngsten Studien im August das schlechteste Ergebnis seit 2008 verzeichnet. Vor diesem Hintergrund überrascht es daher nicht, dass diese potenzielle neue Maßnahme nicht mit offenen Armen empfangen wird.
Unabhängig davon, ob es sich bei diesem Weg um einen guten handelt, ist vielleicht eine weitere Erhöhung der Betriebskosten durch angehobene Löhnen/Gehältern und Sozialversicherungsabgaben vor dem aktuellen Hintergrund der Unternehmens- und Beschäftigungslandschaft Spaniens ohne eine angemessene Umstellungsfrist für Unternehmen keine ganz so gute Idee. Die Erhöhung könnte die Beschäftigungsquote erneut einfrieren und zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Können wir uns das wirklich erlauben?
Weitere Informationen: Patricia Rivera