Interview – Der österreichische Botschafter Rudolf Lennkh ernennt Carlos Anglada zum neuen Honorarkonsul für Palma

1 June 2012 - Mallorca Zeitung

„Niemand ist endgültig gestrandet“

Der österreichische Botschafter Rudolf Lennkh ernennt Carlos Anglada zum neuen Honorarkonsul für Palma. Der Posten war ein Jahr vakant.

Von Frank Feldmeier
Ein Jahr lang war das österreichische Honorarkonsulat in Palma außer Betrieb: Der frühere Konsul Santiago Fiol hatte nach seiner Verwicklung in den Korruptionsskandal Can Domenge – er wurde als Beschuldigter vorgeladen –, im Mai 2011 seinen Titel abgegeben. Die unentgeltliche Aufgabe übernimmt nun Wirtschaftsanwalt Carlos Anglada, Partner der Kanzlei Monereo Meyer Marinel-lo Abogados in Palma. Die Eröffnung des neuen Honorarkonsulats nahm am Dienstag (29.5.) der österreichische Botschafter Rudolf Lennkh vor.

Herr Botschafter, seit der Schließung des Konsulats in Palma ist ein Jahr vergangen. Wie schwer fiel die Suche nach einem Nachfolger?
Nicht besonders. Herr Carlos Anglada war unser erster Kandidat, mit ihm hatten wir bereits zusammengearbeitet. Die Bestellung ist jedoch ein bürokratischer Vorgang auf hohem Niveau in zwei alten Bürokratien, der österreichischen und der spanischen. Das sind viele formelle Schritte, die Zeit in Anspruch nehmen.

Haben Sie Konsequenzen aus den Vorgängen rund um Vorgänger Santiago Fiol gezogen?
Nein. Mit seinem Rücktritt als Honoralkonsul ist die Beziehung mit der Republik Österreich beendet worden. Alles, was ihn als Person betrifft, ist für uns kein Thema. Wir wissen es zu schätzen, was er geleistet hat. Er hat die konsularischen Dienstleistungen erbracht.

Welche Kriterien sind für die Ernennung als Honorarkonsul ausschlaggebend, und wie fiel die Wahl auf Herrn Anglada?
Er ist ein bekannter Rechtsanwalt mit einem sehr guten Ruf. Die Kanzlei ist in einem Bereich tätig, wo viele Berührungspunkte mit Österreich gegeben sind. Ein Konsul muss vor allem die persönliche Bereitschaft und Fähigkeit mitbringen, die Funktion zu übernehmen. Es muss natürlich auch eine gewisse Infrastruktur vorhanden sein. Die österreichische Staatsbürgerschaft ist kein Kriterium, aber selbstverständlich eine positive Einstellung zu Österreich. Nur einer der acht Konsuln in Spanien ist übrigens Österreicher, alle andere sind Spanier oder Doppelstaatsbürger.

Sind deutsche Sprachkenntnisse eine Voraussetzung?
Wir wollen das nicht zu einem Ausschließungsgrund machen. Wir freuen uns über jeden österreichischen Konsul, der auch Deutsch spricht. Wenn jemand wie Herr Anglada Deutsch sogar als Muttersprache beherrscht, ist das ein Glücksfall. Und in den Fällen, in denen der Konsul kein Deutsch beherrscht, muss im Konsulat mindestens eine deutschsprachige Kraft arbeiten.

Welche Behördengänge werden nun hier im Konsulat in Palma möglich sein?
In Palma kann man Unterschriften leisten und sich identifizieren. Für Personalausweise ist deswegen keine Reise nach Madrid oder Barcelona erforderlich. Pensionisten müssen periodisch Bestätigungen vorlegen, dass sie – so grässlich das auch klingt – noch am Leben sind. Auch das erledigt das Konsulat in Palma. Biometrische Daten für Reisepässe werden dagegen nur in Barcelona oder Madrid aufgenommen. Der gestrandete Österreicher kommt also mit ein bisschen Zeit auch von hier aus wieder flott.

Wie haben Sie das in den vergangenen zwölf Monaten ohne Konsulat in Palma gemacht?
Behelfsweise. Sehr viele Landsleute haben auch Aufenthalte in Österreich genutzt und gingen eben dort zur Pensionskasse oder für einen neuen Ausweis zur Polizei.

Und im Fall von Diebstählen?
Wenn der Ausweis gestohlen wird, haben wir für Identitätsnachweise Zugang zu einem Register aller Österreicher. Im vergangenen Jahr war das nun eines der größeren Probleme. Bei Reisegruppen war es relativ leicht, dort kann der Reiseveranstalter die Identität bestätigen. Bei Einzelreisenden haben wir jeweils mit den Airlines gesprochen und ihnen bestätigt, dass wir uns von der Identität überzeugt haben – wir schicken Ihnen das Foto, bitte seien Sie so nett und machen eine Ausnahme. Es ist niemand wirklich endgültig auf Mallorca gestrandet.

Welche Themen und Aufgaben werden in der neuen Amtszeit nun im Vordergrund stehen?
Die Österreicher sollen wissen, dass sie wieder eine Anlaufadresse auf den Balearen haben. Wir wollen auch wirtschaftliche Kontakte pflegen, vor allem im Tourismus, etwa dem Wellnesssektor. Wir wollen auch zweimal im Jahr kulturell aufzeigen, mit dem Besuch eines Musik-Ensembles, einer Ausstellung oder einer Lesung.

NEUER KONSUL, NEUE ADRESSE
Nur ein schwacher Akzent ist auszumachen, wenn Carlos Anglada Deutsch spricht. Es sei nicht seine Muttersprache, aber die Sprache seiner Mutter, meint der 44-Jährige, der in Barcelona geboren wurde und aufgewachsen ist, Studienaufenthalte aber auch in Deutschland verbrachte. Als Anwalt ließ er sich dann im Jahr 1999 in Palma nieder.Als Honorarkonsul ist Anglada auf den Balearen nun für mehr als 1.000 österreichische Residenten sowie jährlich rund 585.000 Urlauber zuständig. Sprechzeiten im Honorarkonsulat in Palmas Altstadt sind jeweils montags, dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 13 Uhr, außerhalb der Bürozeiten verweist der Anrufbeantworter auch auf eine Notrufnummer.

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